Review: GOOD BOY (2022)

good boy filmkritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 7.5

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8/10 (3)

Darsteller: Gard Løkke, Katrine Lovise Øpstad Fredriksen, Amalie Willoch Njaastad
Regie: Viljar Bøe
Drehbuch: Viljar Bøe
Länge: 76 min
Land:
Genre: ,
Veröffentlichung: 22. Februar 2024 (Kino)
Verleih/ Vertrieb: 24 Bilder
FSK: ab 16

Bist du ein Hundemensch?
Dann könnte GOOD BOY dein Ding sein, auch wenn hier kein (echter) Hund mitspielt. Dafür aber eine andere Art „Hundemensch“, denn Frank lebt Tag und Nacht in einem Hundekostüm.
Für seinen Besitzer Christian, ist das inzwischen normal, doch als dieser Sigrid kennenlernt, muss die sich erst mal mit dem ungewöhnlichen Mitbewohner anfreunden.

GOOD BOY ist die Art Film, denen man am besten ohne zu viel Vorwissen begegnet. Was sich aber sagen lässt, ist dass hier skandinavisches Understatement (rechnet nicht mit viel Piff-puff-paff), auf eine Story trifft, die nicht nur für sich genommen mit einem ungewöhnlichen Ansatz aufwartet, sondern darüber hinaus auch das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund hinterfragt.

Im Kern ist GOOD BOY wohl als Thriller zu bezeichnen, er enthält aber nicht nur die bizarre Wohngemeinschaft aus Christian und Frank, die auf den ersten Blick nach Comedy schreit, aber weitestgehend Gag-frei vorgetragen wird, sondern auch die junge Romanze zwischen Christian und Sigrid.

Good boy rezension

In dieser Phase fragt man sich vielleicht, ob die Geschichte als überspitzt-satirische Reaktion auf das Thema Selbstbestimmung zu verstehen ist. Wäre es denkbar, das zu einer Zeit, in der einige Cosplayer ihre Masken gar nicht mehr ablegen oder es möglich ist, einmal im Jahr das Geschlecht neu zu definieren, Menschen auch gänzlich auf ein Hundeleben umsteigen?

Doch mit einem Paukenschlag zerschlägt GOOD BOY diese Überlegung, verändert seine Stimmung und wird von da ab zunehmend dunkler.
In der Realität können einzelne unerwartete Sätze wie „ich bin schwanger“ oder „ich will die Scheidung“ aus dem Nichts heraus ein Leben umwerfen. Filme erzählen meist mehr, bevor sie sich auf diese Weise offenbaren, doch hier sind es ebenfalls nur einige Worte, die die Story von innen nach außen kehren.

Ab hier solltet ihr aber nur weiterlesen, wenn ihr euch der Spoilergefahr bewusst seid.
Etwa in der Mitte der Geschichte spricht Frank nämlich unerwartet zum ersten Mal und offenbart Sigrid, mit einem Satz, dass er gegen seinen Willen den Hund spielen muss.
Bis dahin wirkte seine Existenz wie ein schräges Vollzeithobby oder auch ungewöhnlichen Fetisch, aber mit dem Wissen, dass Christian Frank in diese Situation zwingt und offenbar so weit eingeschüchtert und gebrochen hat, dass dieser sich weder zur Wehr setzt, noch alleine das Weite sucht, werden Erinnerungen zu TUSK wach.

GOOD BOY stellt Tierbesitzern unangenehme Fragen

good boy viljar boe

GOOD BOY hinterfragt aber auch das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund und an dieser Stelle muss sich auch der Autor dieses Reviews, der sich ganz klar als Hundemensch (ohne Kostüm) bezeichnen würde, an die Nase fassen.
Denn ohne zu viel Moral hineinfließen zu lassen, skizziert Regisseur und Autor Viljar Bøe diese Beziehung zwischen Mensch und Tier als fragwürdig und stimmt nachdenklich.

Beispiel: während ich hier tippe, starrt mich meine Hündin an. Ich habe ihr eine Wanderung versprochen, aber will vorher noch die Filmkritik schreiben. Ich bestimme.
Ich bestimme, wann wir rausgehen, wohin wir gehen, wann und was es zu futtern gibt, wie lange die Leine ist und wann sie von der Leine darf.
Ich liebe meinen Hund, ich denke, dass ich sie gut behandle, aber das lässt sich auch für Christian in Bezug auf Frank sagen…solange dieser gehorcht.

GOOD BOY zeigt auf, dass das, was beim Leben mit Hund völlig normal und meist harmlos erscheint, für Menschen angewandt wie eine Sklavenhaltung wirkt.

good boy review

Ein kleiner, ungewöhnlicher Film, der ein Nischenpublikum anwedelt

Nun muss ich langsam zum Ende kommen, denn wie gesagt, die Wanderung wird eingefordert und in diesem Haushalt, hat der Hund dann eben doch ein gewisses Mitspracherecht.

GOOD BOY ist ein Film, der zunächst „anders“ ist, was ihm schon mal hoch anzurechnen ist. Natürlich prallt er damit aber beim Mainstream ab, weswegen es verwundert, dass er überhaupt einen Kinostart erhält.
Wer aber Lust auf einen sorgfältig erzählten norwegischen Film hat, der sich nicht wirklich um Genres kümmert, nicht die Körperlichkeit von TUSK oder THE HUMAN CENTIPEDE mitbringt, sondern in aller Ruhe sein Ding macht, sollte einen Blick riskieren.

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