Es gab eine Zeit, in der wir spanische Horrorfilme regelmäßig feierten. Die letzten Jahre dünnten sich die Highlights aber etwas aus, was verschiedene Ursachen haben mag, aber sicher auch schlicht an der größeren Menge der Filme lag, die gerade durch Streaminganbieter exportiert wurden.
Das soll wiederum nicht bedeuten, dass inzwischen jeder spanische Streifen mit Missachtung zu bestrafen wäre, denn gute Drehbücher und plausible Figuren findet man dort nach wie vor und auch DER FLUCH DES KUCKUCKS (übrigens eine spanisch-deutsche Coproduktion) hält ein paar Überraschungen bereit.
Wovon handelt DER FLUCH DES KUCKUCKS?
Anna ist hochschwanger und hat mit Marc einen Lebensgefährten, der alles andere als zuverlässig ist.
Als ihr eines Tages der Kragen platzt, beschließt das spanische Paar eine Auszeit zu nehmen und sie initiieren einen Wohnungstausch mit den deutschen Rentnern Hans und Olga.
Der Tausch zahlt sich auf den ersten Blick aus, denn die Deutschen wohnen in einer abgelegenen Villa mit viel Luxus. Doch bald weist Marc seltsame Wesenszüge auf…
DER FLUCH DES KUCKUCKS ist mal wieder ein Film, bei dem es abzuwägen gilt, wie viel wir an dieser Stelle zum Inhalt sagen, denn während der sich manch einer rasch gespoilert fühlen dürfte, sind ein paar Worte mehr in genau diesem Fall sinnvoll.
Ziehen wir daher einen zunächst weit hergeholten Vergleich zu ONE CUT OF THE DEAD, welcher dem Zuschauer in den ersten 30 Minuten suggeriert, den miesesten Film ever zu sehen, dann aber auf unkonventionelle Weise das Blatt wendet.
Nun ist DER FLUCH DES KUCKUCKS kein Zombiefilm und auch nicht ohne Schnitt entstanden, er könnte aber manchen Beobachter auf eine falsche Fährte locken und zwar genau jene, die sich nach 10 Minuten darüber aufregen, dass die Story durchschaubar ist.
Ist DER FLUCH DES KUCKUCKS durchschaubar…oder etwa doch nicht?
Stimmt, denn mal ehrlich, schon der Filmtitel in Kombination mit einer schwangeren Frau, die zufällig eine Doku über Kuckucks schaut und sogar ein Besuch in Kuckucksuhr-Werkstatt (spätestens jetzt macht es Sinn, dass der Schwarzwald einer der Drehorte war), lassen schon sehr tief blicken, wohin die Reise geht.
Auch dass Annas Nachbar einen Ring bei ihr in der Wohnung verlor und dass Hans und Olga sich gelinde gesagt nicht wie ein normales Rentnerpaar verhalten, liefert Indizien, wie die Story wohl weitergeht und enden wird.
Doch das Autorenduo Roger Danès und Alfred Pérez Fargas scheint manche frühe Entüllung ganz bewusst platziert zu haben, um einerseits manche Erwartung zu erfüllen, aber mit anderen komplett zu brechen und uns auf falsche Gedanken zu bringen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass DER FLUCH DES KUCKUCKS ohne Schwächen wäre.
SPOILER:
Es ist vielleicht per se kein Makel, aber die Geschichte erinnert nicht unwesentlich an den spanischen Kollegen LA ABUELA oder den bekannteren DER VERBOTENE SCHLÜSSEL und wer einen der beiden kennt, ahnt umso schneller, was gespielt wird.
Auch das menschliche Verhalten ist nicht immer der jeweiligen Situation angemessen.
Als Marc beispielsweise Anna fragt, ob diese sich sicher sei, dass das erwartete Kind vom ihm ist, beichtet sie scheinbar nebenbei eine vergangene Affäre mit oben genanntem Nachbarn. Kein Gezanke, kein Gezeter, keine Tränen, sowohl Betrügerin als auch Betrogener bewahren die Fassung.
Oder die Szene, in der Marc einen Autounfall baut (was schon mal keinen Sinn macht, wenn man die Absicht der Rentner kennt) und wir unmittelbar danach seine Freundin ins Krankenhaus eilen sehen, wo nicht etwa körperliche Verfassung eine Rolle spielt, sondern ein sichtlich angefressener und die Partnerin ablehnender Marc wartet.
Auch wenn wir an dieser Stelle wissen, dass etwas nicht stimmt, wirkt das zu beliebig, nicht stimmig und so als ob uns Kontext verwehrt wird.
SPOILERENDE
Trotzdem lässt sich in Summe festhalten, dass DER FLUCH DES KUCKUCKS eine Geschichte erzählt, die zum Dranbleiben animiert und mit Hauptfigur Anna mitleiden lässt, gute Ideen parat hält und diese mit hübschen Details garniert.
Seien es die gegensätzlichen Drehorte in Spanien und Deutschland oder jene eigenartige Beschwörungssprache, die Hans und Olga von sich geben. Diese klingt als habe man Spanisch, Deutsch und Latein zusammengeworfen.
Fazit:
Es gäbe einige Stellschrauben, an denen man DER FLUCH DES KUCKUCKS verbessern könnte, aber Regisseurin Mar Targarona (BOY MISSING) liefert dennoch einen sehenswerten übernatürlichen Thriller ab, der gut unterhält.
Hier gibt es DER FLUCH DES KUCKUCKS zu sehen
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