Review: HEIMSUCHUNG (2023)

review heimsuchung 2023
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Redaktion: 7.0

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8/10 (1)

Darsteller: Cornelia Ivancan, Lola Herbst, Lukas Turtur
Regie: Achmed Abdel-Salam
Drehbuch: Achmed Abdel-Salam
Länge: 90 min.
Land:
Genre:
Veröffentlichung: 14. September 2023 DIGITAL EST/21. September 2023/DIGITAL TVOD/6. Oktober 2023 BLU-RAY & DVD
Verleih/ Vertrieb: Tiberius

Nicht immer wird ein Horrorfilm mit Monstern und Mutanten besetzt, oft sind es Psychosen oder Traumata, die den Horror verbreiten. So verhält es sich auch bei HEIMSUCHUNG, dem ersten Langfilm des österreicher Achmed Abdel-Salam.

Worum geht es in HEIMSUCHUNG?

Michaela, Hanna und Alex sind eine kleine Familie, die ein paar schwere Monate hinter sich hat. Mutter Michaela ist Alkoholikerin und versucht seit Jahren trocken zu werden. Der letzte Konsum ist der Grund für die Probleme der Familie. Stark betrunken, mit Tochter Hanna auf dem Rücksitz, baut Michaela einen Unfall, bei dem die kleine verletzt wird, ihr Arm ist gebrochen. Allerdings ist das die kleinste Verletzung, die jemand davonträgt, denn das Trauma sitzt bei Mutter und Tochter tief.

Der Kampf um Liebe.

Hanna und Alex haben kein Vertrauen mehr zur Mutter, viel zu oft hat sie geschworen, keinen Tropfen mehr zu trinken, nur selten schaffte sie es länger als ein paar Monate. Für das kleine Mädchen ist es schwierig, überhaupt Nähe zu Michaela zuzulassen, nur zu Alex, ihrem Vater, ist sie offen und vertraut. Die Mutter, meist nur Michi genannt, gibt alles um die Liebe ihrer Tochter wieder zu bekommen, aber der Unfall steckt dem Mädchen tief in den Knochen und das Trauma davon zeigt sich jede Nacht in Form eines Nachtschreck.

Offensichtlich hat auch Michi arge Probleme mit ihrer Vergangenheit, die sie so oft in Alkohol ertränkt. Schnell bekommen wir den Einblick, dass das aus ihrer eigenen Kindheit resultiert und mit dem Vater, dessen Anrufe sie nicht annimmt, zu tun haben muss. Als sie dann, mitten in der Nacht einen Anruf erhält der besagt, dass ihr Vater verstorben ist, beginnt der Alptraum.

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Zuhause

Nachdem nun die Beerdigung des Vaters von Michi abgehalten wurde, steht das Ausräumen des Hauses an. Der Plan ist, ein paar Kisten zu packen, Überblick verschaffen und dann das Haus mit gutem Gewinn verkaufen. Der Verkauf muss sein, denn der Laden von Alex wirft kein Geld ab und die kleine Familie hat mit dem finanzieren des Lebens zu kämpfen. Das Ableben von Hannas Opa hat auch zur Folge, dass Michi auf alte Bekannte trifft, die sie schon aus ihrer Kindheit kennt. Dazu gehören Peppi und Gerti, ein gut betagtes Ehepaar.

Beide werden im Verlauf zu wichtigen Personen, die Michi und Hanna begleiten. Die Mutter merkt schnell, dass sie hier nicht einfach ein Haus ausräumt, sondern auch ihrem Trauma auf die Spur kommt. Kurzerhand entscheidet sie sich dafür, nur mit Hanna ein paar Tage im Haus zu bleiben um Kram zu sortieren und die Beziehung zu ihrer Tochter zu kitten. Alex ist davon wenig begeistert, stimmt aber letztlich zu. Als Hanna wenig später eine bunt bemalte Kiste auf dem Dachboden findet, die nur eine Kritzelei eines Kindes enthält, setzt sie unwissend etwas in Gang: das Trauma von Michi.

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Atmosphäre durch Menschen

HEIMSUCHUNG verlässt sich nicht auf die üblichen Effekte. Ein Grundgerüst aus altem Haus und Jump Scares ist gegeben, allerdings sind die kleinen Momente nie unpassend oder übertrieben, manchmal laufen sie ins Leere, was auch nur bedingt gut ist. Der größte Teil der Atmosphäre wird durch Licht, Musik und Schauspiel geschaffen. Dabei sticht der Score von Daniel Helmer heraus, begleitet von düsterem Licht und einem Haus, das man fast riechen kann, wirkt die ganze Szenerie schön schaurig.

Herausstechend ist auch das Spiel von Cornelia Ivancan, welche die Mutter Michi in HEIMSUCHUNG mimt. Wo andere Horrorfilme mit dem Zeigen von Monstern das Grauen bebildern, sind es hier die Augen von Cornelia. Der Wechsel zwischen Wahnsinn, Trauer, Wut und Liebe werden in ihrem Blick widergespiegelt und vermitteln all diese Emotionen auf den Punkt und nie erzwungen. Erwähnt werden müssen auch die Nebendarsteller Heinz Trixer (Peppi), der schon in FREUD einen leicht unangenehmen Charakter mimte und Inge Maux (Gerti). Das Schauspiel der beiden wirkt nie gekünstelt und gibt HEIMSUCHUNG greifbare Figuren, mitten aus dem Leben.

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Der Wermutstropfen

Trotz Stärken in der Story und des Spiels gibt es kleine Punkte, die auffallen. Zum einem die Schreckmomente, denn auch wenn diese gut getimt sind, fehlt ab und an eine echte Spitze. Die Spannung in HEIMSUCHUNG schwillt erst nach der Hälfte tatsächlich an, während der erste Akt als reines Drama ausgearbeitet ist. Daran ist erst mal nichts falsch, aber Horrorfans werden den Horror etwas vermissen. Die Aufklärung wird zart angegangen, allerdings schafft das Ende einen Moment, der nachwirkt und die Frage beantwortet, ob man seinen Kindern nicht nur gute Dinge in die Wiege legt?

Der Regisseur und sein Trauma

Achmed Abdel-Salam verarbeitet mit HEIMSUCHUNG seine eigene Geschichte mit seiner schwer alkoholabhängigen Mutter. Das suchtkranke Verhalten dieser und die ständig schwankenden Emotionen wollte er, genauso wie den Alptraum den Kinder dadurch durchleben, darstellen und das ist ihm gelungen.
HEIMSUCHUNG bietet eine alptraumhafte Atmosphäre, die Freunde des Psychohorrors erfreuen wird, allerdings sollte man hier auch klar den Ernst der Geschichte erkennen und nicht auf Gemetzel warten.
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