Vier Wände, etwas Licht, zwei Protagonisten und fertig ist ein beklemmendes Kammerspiel, right? Nun, ganz so einfach ist es nicht, ein wenig mehr gehört schon dazu und im Falle von YOU´LL NEVER FIND ME sind es zudem noch vier Wohnwagenwände. Das Duo Josiah Allen und Indianna Bell arbeiteten seit ihres Filmstudiums zusammen an verschiedenen preisgekrönten Kurzfilmprojekten und mit YOU´LL NEVER FIND ME wurde das Langfilmdebut der beiden geboren.
Die Story von YOU´LL NEVER FIND ME
Patrick, ein alter seltsamer und einsamer Mann, lebt in einem Wohnmobil auf der Rückseite eines abgelegenen Wohnwagenparks. Während einem heftigen Gewitter steht eine geheimnisvolle junge Frau vor seiner Tür, die Schutz vor dem Unwetter sucht. Je länger die Nacht andauert und je mehr die junge Frau über Patrick herausfindet, desto schwerer fällt es ihr, das Haus zu verlassen. Bald beginnt sie, Patricks Absichten in Frage zu stellen, während Patrick beginnt, seinen eigenen Halt in der Realität in Frage zu stellen.
Verlorene Seelen?
Das Unwetter ebbt nicht ab und selbst Patrick empfindet dieses Gewitter als höchst seltsam, fast schon erschrocken reagiert er, als es dann auch noch an seiner Tür klopft. Der erste Gedanke ist wie immer, die nervigen Plagen der benachbarten Wohnwagen wollen ihm einen Streich spielen, der immer gleich abläuft… es klopft, Patrick sperrt auf und keiner ist da… dementsprechend faucht er ein HAUT AB durch die geschlossene Tür.
Doch zu seiner Überraschung steht da tatsächlich eine junge Frau (die nie beim Namen genannt wird), nass und frierend bittet sie Patrick darum, sie in die Stadt zu bringen. Patricks Auto ist Schrott und die einzige Möglichkeit Hilfe zu holen, funktioniert über ein Münztelefon am anderen Ende des Parks. Bei diesem Wetter und einem bald eintreffenden Stromausfall ein Ding der Unmöglichkeit, das muss auch die junge Frau bald einsehen.
Patrick erzählt von sich, allerdings gehen die Sätze die er sagt tiefer als man denken würde, bei einem ersten Gespräch… mit einer Fremden. Auch die Frau erzählt von sich… wenig und unklares Zeug, unglaubwürdig. Sofort, schon bei dem ersten Aufeinandertreffen der beiden beschleicht den Zuschauer das Gefühl, dass beide Dreck am Stecken haben, beide Lügen und keiner dem anderen vertraut. Eigentlich sieht man den Großteil der Sehzeit in YOU´LL NEVER FIND ME, wie sich zwei fremde Leute die Taschen mit Lügen vollstopfen.
Wer sagt die Wahrheit?
Auch wir, als Publikum, wissen nie wem wir trauen können. Im Verlauf der Story tun sich immer wieder kleine Wendungen auf, die eine Richtung vorgeben, die einem Helfen auszumachen wer der Bösewicht ist und wer nicht. Doch das Bild wird nicht glasklar, immer wieder schafft es die Story, einen von beiden besser aussehen zu lassen. Dieses Timing baut eine dichte Wand aus Unbehagen und Bedrängnis.
Atmosphäre heißt das Zauberwort, YOU´LL NEVER FIND ME besitzt eine enorm dichte Atmosphäre. Dafür sogt das Spiel der Darsteller Brendan Rock und Jordan Cowan (WOLF CREEK 2). Aber auch geschickter Einsatz von Licht, Musik und winzigen Geräuschen machen einen Großteil der Bedrängnis aus.
Aber wer nun die Befürchtung hat, hier nur mit düsteren Gesprächen abgespeist zu werden, liegt falsch. So wie auch die Spannung stetig zunimmt, wird auch mit Gewalt nicht gespart, Blut fließt ebenfalls und das Finale bringt noch einmal eine Härte mit, die man im Verlauf so nicht unbedingt kommen sieht. Das betrifft sowohl das Gezeigte als auch die Story. Dies könnte man dann auch als „too much“ ankreiden, denn der letzte Akt von YOU´LL NEVER FIND ME gibt ordentlich Gas und schießt für manche Leute vielleicht etwas über das Ziel hinaus, vor allem dann, wenn man ruhigere Thriller mag.
Fazit zu YOU´LL NEVER FIND ME
Dieses düstere Kammerspiel ist ein gelungenes Langfilmdebut und die Macher Josiah Allen und Indianna Bell lassen die Hoffnung an dem Nachwuchs unter den Horrorfilm-Regisseuren wachsen. Gute Arbeit, gerne mehr davon!