Seit 15 Jahren ist die PARANORMAL ACTIVITY – Reihe aktiv. Dass der kommerzielle Erfolg – insbesondere beim eingesetzten Kapital – enorm ist, steht außer Frage. Es wundert sogar, dass seit 2015 kein neuer Film hinzukam, denn weltweit war auch der letzte Ableger noch gewinnbringend.
Als Filmfan hatte man aber längst den Eindruck, dass nicht nur die Story, sondern auch die Machart abgegriffen war.
2022 ist der Found Footage – Trend längst abgeebbt und das lange genug, dass vielleicht Zeit für ein kleines Revival ist. Und wer würde sich dafür besser anbieten als PARANORMAL ACTIVITY 7: NEXT OF KIN, der die Erfolgsreihe fortführen soll?
Story:
Margot ist eine junge Erwachsene, die als Baby ausgesetzt wurde. Als sie erfährt, dass ihre Mutter eine Amish war, reist sie mit zwei Freunden in die abgelegene Community, um mehr über ihre Herkunft und ihre Mutter zu erfahren und das Aufeinandertreffen der Kulturen filmisch zu dokumentieren.
Doch bald stellen die drei fest, dass die Traditionsgemeinschaft dunkle Geheimnisse hat.
PARANORMAL ACTIVITY 7: NEXT OF KIN ist ein Blick in den Rückspiegel
Das klingt nicht nur wie ein typische Found Footage- Story (man nehme zum Beispiel APOCALYPTIC oder THE SACRAMENT), es ist sogar erschreckend, wie wenig Innovation PARANORMAL ACTIVITY 7: NEXT OF KIN mitbringt.
Was hingegen neu ist, ist das Loslösen von der bekannten Geschichte. Während der als Spin-Off geltende PARANORMAL ACTIVITY: DIE GEZEICHNETEN und selbst PARANORMAL ACTIVITY: TOKYO NIGHTS ein paar Verweise zur Originalstory beinhalteten, hat PARANORMAL ACTIVITY 7 nur noch den Namen und den Stil gemein.
Man sollte NEXT OF KIN also als eigenständigen Film sehen, was nur aus Marketinggründen unter den bekannten Mantel genommen wurde. Das ist nicht weiter schlimm, die lieblose Umsetzung hingegen schon.
Wenn man sich durch den fünften ultralauten Jumpscare gekämpft hat, fragt sich vielleicht sogar im 12jährigen Zielpublikum jemand, woher zur Hölle denn die akustische Untermalung kommen soll. Es ist ja nicht so, als würden irgendwelche Reflektionen im Fenster von sich aus Lärm erzeugen.
Auf gleichem Verarsche-Level bewegt sich der Film auch dann, wenn er vergisst, dass er sich eigentlich auferlegt hat, nur das zu zeigen, was einer der Protagonisten filmt, aber plötzlich in die dritte Person wechselt.
Das Storytelling bewegt sich auf ähnlichem Niveau und wenn bei einem Rundgang betont lange in einen (völlig uninteressanten) Raum mit Säcken gefilmt wird oder eine Falltür besondere Aufmerksamkeit erhält, weiß man, dass diese später noch mal wichtig werden.
Wäre das in eine packende Geschichte eingebettet, könnte man diese Details übersehen, doch hier ist alles so dezent wie eine Leuchtreklame mit Sirenenton.
Hey du, der Film hält dich für dumm
Thematisch und optisch fühlt man sich hier und da an Kunst-Horrorfilme wie THE WITCH und MIDSOMMAR erinnert, doch PARANORMAL ACTIVITY 7: NEXT OF KIN wirkt so, als habe jemand jeden Anflug von Intelligenz über Bord geworfen und entschieden, dass man sein Publikum keinesfalls ernst nehmen dürfe.
Und trotzdem, im letzten Filmdrittel, wenn das Werk seine Geheimnisse gelüftet hat und statt auf Herumschleichen und Pseudoschocks endlich auf etwas Action setzt, hat der Film durchaus seine Momente.
Höheres Tempo tut ihm gut und der Widersacher ist auch garstig.
William Eubank führte bei NEXT OF KIN Regie. Man hätte ihm nach THE SIGNAL und UNDERWATER aber mehr zugetraut.
Das Drehbuch stammt hingegen von Christopher Landon. Der verfasste schon die Skripte der meisten Vorgänger, außerdem aber auch FREAKY oder HAPPY DEATHDAY. Klar, Landon ist ein Mann des Mainstreams, aber selbst seine eigenen Arbeiten belegen, dass man den Zuschauer trotzdem respektieren kann.
Fazit:
Wenn Found Footage in den 2020er Jahren noch mal groß werden soll, müssen es andere richten (siehe V/H/S 94). PARANORMAL ACTIVITY 7: NEXT OF KIN ist kein Blick in die Zukunft, sondern der Grund, warum man irgendwann von der Wackelkamera abrückte.
Da kann auch das anständige Finale des Films nur noch Schadensbegrenzung betreiben.