(PRI)SONS schreibt sich auf die Fahne Finnlands härtester Export zu sein.
Darüber kann man streiten, da man SISU nicht vergessen sollte, der war aber zum einen keine rein finnische Produktion und hatte zudem immer noch ein Augenzwinkern übrig.
Und da SISU auch „nur“ eine Freigabe ab 18 erhielt, während (PRI)SONS das leichte SPIO-Abzeichen erhielt, kann man das Härteversprechen so stehen lassen.
Wovon handelt (PRI)SONS?
Frisch aus dem Knast entlassen, heuert Juha als Türsteher in einem exklusiven Nachtclub an. Die neuen Kollegen empfangen ihn nicht unbedingt freundlich, doch er kann sich unter Beweis stellen, als das Etablissement von einer schwerbewaffneten Gruppe überfallen wird.
Allen steht eine blutige Nacht bevor.
Eine tiefere Story ist irgendwo in den zahlreichen Räumen des großen Gebäudes, das neben frivoler Gastronomie auch Wohn- und Kerkerbereiche beinhaltet, sicher gegeben, aber sie geht in diesem Labyrinth und vor allem der Dunkelheit unter.
(PRI)SONS ist so schummrig gefilmt, als wolle man die erbarmungslose Finsternis einer finnischen Polarnacht nachahmen und ein leichter Nebel ist ebenfalls stets präsent. Als akustisches Gegenstück kommt der Film kaum eine Minute ohne musikalische Untermalung aus, was den gesamten Score wiederum belanglos macht, da er keine Akzente setzt, wo es nötig wäre.
(PRI)SONS ist dunkel und brutal
Schauspielerisch verhält es sich ähnlich wie mit der Story: viel ist nicht nötig. 2/3 der Besetzung sehen aus, als würden sie in der gleichen Metal-Band spielen, es sind aber auch einige echte Charakterköpfe zu finden. Was die Dialoge betrifft, sagt man Finnen Wortkargheit nach und die Gespräche sind dementsprechend einsilbig und auch dann nichtssagend, wenn was gesagt wird.
Da all das konsequent durchgezogen wird, ist ein eigener -wenn auch gewöhnungsbedürftiger Stil- erkennbar und es entsteht eine gewisse Stimmung. Zuweilen lullt das audiovisuelle Halbdunkel aber auch bis zur Schläfrigkeit ein. Zumindest bis die Brutalo-Action als Weckruf einsetzt.
Hier macht der Film wortwörtlich keine Gefangenen, weswegen auch kaum wer die Nacht überlebt. Teils ist es zwar erstaunlich mit welch signifikanten Wunden der ein oder andere noch ein Comeback startet, aber auch wenn (PRI)SONS nicht auf Humor setzt, will er nicht zwingend ernst genommen werden, sondern neigt gezielt zu Übertreibungen.
Handwerklich ist das ok, wer aber alles zeigen will, muss auch dafür Sorge tragen, dass alles vorzeigbar ist. So gibt es beispielsweise eine Szene, in der so lange auf ein Gesicht eingeprügelt wird, bis die Hand des Angreifers förmlich darin versinkt. Das wird Gore-Fans freuen, wer von Anatomie aber ein klein wenig versteht, wird wissen, dass gerissene Haut/Fleisch nicht wie gerissenes Latex aussieht. An Stellen wie diesen wäre ein früheres Abblenden allemal besser gewesen.
Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die Effekte offenbar handgemacht sind.
Vergiss die Story!
Sucht man Vergleiche zu (PRI)SONS bietet sich vor allem VFW mit Stephen Lang an. Der entstand auch für schmales Geld, mit wenig Licht und zeigte eine brutale Belagerungssituation.
(PRI)SONS hat aber auch Ansätze von THE PURGE und das nicht nur aufgrund der Eindringlinge, sondern vor allem den zahlreichen „Rettung in letzter Sekunde“-Momenten.
Wieder und wieder steht da der Bösewicht mit Finger am Abzug, wird dann aber doch noch unerwartet ausgeschaltet.
Offen gestanden habe ich irgendwann den Faden verloren, wer hier eigentlich mit oder gegen…und warum…und war der nicht schon tot? Stattdessen begann ich (PRI)SONS als Ansammlung von Einzelszenen zu betrachten und jede für sich genommen ist in Ordnung, aber auch mit dieser Herangehensweise stellen sich Längen und Wiederholungen ein.
Mit 100 Minuten Laufzeit ist der Film nicht übertrieben lange, 10 Minuten weniger wären aber immer noch genug gewesen.
Fazit zu (PRI)SONS
Wer (PRI)SONS nur wegen der angepriesenen Gewalt sieht, wird vermutlich nicht enttäuscht und auch wenn diese nicht immer perfekt inszeniert ist, finden sich dort bemerkenswerte Momente.
Viel tiefer sollte man aber nicht bohren.
Hier kannst du (PRI)SONS uncut schauen