THE OTHER LAMB ist der erste englischsprachige Film von der polnischen Regisseurin Małgorzata Szumowska. Letztes Jahre hatte er bei den Fantasy Filmfest Night seine Deutschlandpremiere. Es handelt sich nicht um einen klassischen Horrorfilm und erinnert in seiner Machart am ehesten an Filme wie MIDSOMMAR oder THE WITCH.
Thematisch behandelt THE OTHER LAMB das Aufwachsen in einer religiösen Sekte, die von einem charismatischen „Schäfer“ angeführt wird.
Inhalt von THE OTHER LAMB
Selah ist eine junge Frau, die in einem religiösen Kult aufwächst. Während sie zuvor allen Worten ihres Anführers, dem Schäfer, großen Glauben schenkt, beginnt sie nach und nach an ihnen zu zweifeln. Bald muss sie erkennen, dass es nicht wie bisher weitergehen kann und wird.
Resümee zu THE OTHER LAMB
THE OTHER LAMB ist ein ruhiger Film, der sich viel Zeit lässt. Lange Zeit wird das Alltagsleben der Sekte gezeigt, das für sich selbst spricht. Während man das zunächst möglicherweise nur absurd findet, zeigt sich nach und nach das Grauen.
Die Gruppe besteht neben dem Schäfer nur aus Frauen, die sind entweder seine Ehefrau oder eine seiner Töchter. Das ganze ist religiös aufgeladen, wenn der Schäfer seine Predigten hält, sich aber anscheinend auf seine ganz eigene Auslegung des altes Testamentes bezieht. So gelten die Frauen während ihrer Periode als unrein und müssen diese in einer schäbigen Hütte verbringen.
Die Handlung von THE OTHER LAMB ist ein Coming of Age, das in einer religiösen Sekte stattfindet. Im Fokus steht vor allem die Entwicklung von Selah, die zu Beginn stets an den Lippen vom Schäfer hängt und erst nach und nach anfängt sich selbst Gedanken zu machen. Die Thematik ist gut umgesetzt, ab und an hapert es allerdings an der Spannung. Mit seinen 96 Minuten ist der Film nicht sonderlich lang, hat aber seine Längen. Es passiert oft nichts bis sehr wenig, was zwar gut zum Thema passt, aber eben zur mangelnden Spannung führt. Bei einem Film der viel Wert auf die Entwicklung des Charakters legt, kann das allerdings schnell passieren.
Ab der zweiten Hälfte von THE OTHER LAMB beginnt sich ganz langsam ein Spannungsbogen zu entwickeln, der seinen Höhepunkt allerdings erst ganz kurz vor Schluss erreicht.
Der Film lebt viel von seinen Bildern. Das fängt damit an, dass die Frauen in unterschiedliche Farben gekleidet sind: blau für die Töchter, rot für die Ehefrauen. Dass die Kleidung den Status der Frau anzeigt, erinnert ein wenig an THE HANDMAID‘S TALE, wo Mägde und Ehefrauen ebenfalls in rot oder blau gekleidet sind. THE OTHER LAMB zeigt viele beeindruckende Landschaftsaufnahmen, die vor allem während der zweiten Hälfte des Films gezeigt werden. Die Schönheit der Bilder ist definitiv eine Entschädigung für den fehlenden Spannungsbogen.
Was auch durch die Einstellungen geschaffen wird ist die äußerst unangenehme Atmosphäre des Films. Bereits kurz nach Beginn kommt das Gefühl auf, das irgendetwas nicht stimmt und das Ganze nicht gut enden kann. Die Atmosphäre ist sehr subtil, wird aber hervorragend eingefangen.
Von der handwerklichen Seite gibt es an THE OTHER LAMB nichts auszusetzen. Wie bereits erwähnt ist der Film schön anzuschauen und der Soundtrack trägt seinen Teil dazu bei, dass die Bilder wirken können.
Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg gut. Zu erwähnen sind hier vor allem die Protagonistin Raffey Cassidy und der Schäfer Michiel Huisman, die es gut schaffen die unangenehme Atmosphäre in dem Film herzustellen.
THE OTHER LAMB ist keine leichte Kost, die man mal eben zur seichten Unterhaltung anschaut. Hier sollte man im Hinterkopf behalten, dass die Regisseurin aus Polen kommt, einem Land wo immer wieder für Frauenrechte demonstriert wird. Diese Thematik wird in THE OTHER LAMB definitiv angeschnitten. Trotz fehlender Spannung ist der Film gelungen und regt zum Nachdenken an.
Derzeit ist THE OTHER LAMB nur im Ausland auf DVD oder BluRay zu bekommen.
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