Eine Gruppe Menschen, die sich im Wald verirrt. Vor 20 Jahren hätte man dabei wohl zuerst an Hänsel und Gretel gedacht, aber seit der Jahrtausendwende muss sich jeder neue Film den Vergleich mit BLAIR WITCH PROJECT gefallen lassen.
Das ist bei THE RITUAL nicht anders.
Wovon handelt THE RITUAL?
Fünf Freunde überlegen in gemütlicher Runde, wo sie ihren nächsten Urlaub verbringen können. Kurz darauf ist einer von ihnen tot.
Monate später reisen seine verbleibenden Freunde nach Nordschweden, um dem toten Kameraden zu gedenken. Als sich einer von ihnen das Knie verdreht, nehmen sie eine Abkürzung durch den Wald. Schon bald entdecken sie unheimliche Symbole und nach einer Nacht in einer alten Hütte ist nichts mehr wie es war.
Ja, THE RITUAL erinnert nicht nur an BLAIR WITCH PROJECT, er schreit danach.
Dem Element des Verirrens kommt aber noch einiges hinzu. Zum Beispiel die Schuldfrage am Tod des Freundes, der während eines Überfalls erschlagen wurde. Dabei blicken wir als Zuschauer immer wieder in die Psyche von Luke, der alles mit ansehen musste und sich stiller Kritik seiner eigenen Freunde ausgesetzt sieht.
THE RITUAL appeliert an Urängste
Trotzdem ist THE RITUAL vor allem eines: creepy.
Freunde von Eingeweiden kommen nur bedingt auf ihre Kosten, denn der Fokus liegt eindeutig auf der Atmosphäre, die die Natur erschafft. Wer sich noch nie selbst im Gehölz verirrt oder beim Camping den Geräuschen wilder Tiere gelauscht hat, kann damit womöglich nichts anfangen, aber hier braucht es selten mehr als die Umgebung selbst, die ein gewisses Unwohlsein auslöst.
Da dankenswerterweise kein Found Footage – Stil verwendet wird, bleibt Raum für gelungene Landschaftsaufnahmen und Kamerafahrten, wodurch man sowohl den nächsten Schwedenurlaub planen, aber auch gleich wieder absagen möchte.
Im Schlussakt sehen wir letztlich was den Freunden nachstellt, das Wesen dominiert aber nie das Geschehen. Für die meiste Zeit nehmen wir kaum mehr als ein Schemen zwischen den Bäumen wahr. Trotzdem unterscheidet sich THE RITUAL auch damit erheblich von der Blair-Hexe.
Schönen Gruß von der Blair Witch
Was wichtiger ist. THE RITUAL hat Figuren, die zwar Schwächen haben, mit denen man aber dennoch mitfiebert, weil sie eben menschlich wirken und Entscheidungen treffen, die nachvollziehbar sind. Also all das was dem Folgefilm BLAIR WITCH (aber auch etlichen anderen Horrorfilmen) abhandenkam.
Hier ist handwerklich alles im grünen Bereich. Simple, aber effektive Optik treffen auf gute Figuren und Schauspieler. Während die Story, die übrigens auf dem Roman von Adam Nevill beruht, keine bahnbrechenden Neuerungen bietet, funktioniert THE RITUAL wunderbar und schafft Schrecken ohne alberne Jumpscares.
Regisseur David Bruckner ist im Milieu sicher kein unbekannter, hat bisher zu SOUTHBOUND, THE SIGNAL und V/H/S aber immer nur ein Segment beigesteuert. Hier zeigt er, dass er auch Langfilm kann.
Kritisch darf kann man sehen, dass (leichte Spoiler) immer wieder Lukes Erinnerungen das Wildnis-Szenario aufreißen, wo dann plötzlich ein Schnapsladen im Wald steht. Und auch wenn das Ende zur Aufklärung beiträgt, passt es nicht komplett zur zuvor geschaffenen Stimmung. Das dort verwendete Creature Design ist mindestens mal fragwürdig.
Fazit zu THE RITUAL
Das bedeutet aber keinesfalls, dass man einen Bogen um den Film machen sollte….nur vielleicht um tiefe Wälder.