Spätestens seit 2022 ChatGPT für die Öffentlichkeit zugänglich wurde und es Massen an Bildern gibt, die von künstlichen Intelligenzen (KI) erstellt wurden, ist die KI in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Noch wurden nicht sämtliche Arbeitsplätze durch künstliche Intelligenzen besetzt, aber die heimliche Angst davor schlummert wohl in einigen. Die neue Netflix-Serie CASSANDRA setzt sich mit dem Thema der KI auseinander und was passieren kann, wenn diese Intelligenz plötzlich gegen den Menschen arbeitet.
Drehbuch und Regie lagen in der Hand von Benjamin Gutsche, der bisher bei einigen Fernsehserien mitgewirkt hat. Mit CASSANDRA wird seine Arbeit nun einem großen Publikum zugänglich. Werfen wir also einen näheren Blick auf die Mini-Serie und schauen, ob sie einen anderen Weg als beispielsweise M3GAN einschlägt.
Inhalt von CASSANDRA
Samira und David ziehen nach einem Schicksalsschlag mit ihren beiden Kindern, Fynn und Juno, in ein abgelegenes Haus. Was ihnen nicht klar war: Das Haus ist mit einem Smarthome-System aus den 70ern ausgestattet und nach anfänglichen Anlaufschwierigkeiten ist die künstliche Intelligenz Cassandra immer da. Nach und nach stellt sich heraus, dass die KI nicht nur der neu eingezogenen Familie dient, sondern auch ganz eigene Ziele verfolgt.
Resümee zu CASSANDRA
Das Gute zuerst: CASSANDRA ist eine visuell ansprechende Mini-Serie mit insgesamt sechs Episoden. Die Bilder sind schön anzusehen und das Haus mit der Einrichtung aus den 70ern sieht überzeugend aus. Das Design von dem Cassandra-Roboter sieht aus, als könnte es wirklich aus der Zeit stammen. Die Cassandra auf den Bildschirmen erinnert ein wenig an die Charakterbilder aus dem zweiten Teil von DIE SIMS, aber da kann man drüber hinwegsehen.
Das Visuelle schafft es, eine leicht mysteriöse und ziemlich unangenehme Atmosphäre zu schaffen. Die bleibt auch die gesamte Zeit über bestehen und ist eine der Stärken von CASSANDRA.
Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt: der Gegenwart der neu eingezogenen Familie und der Vergangenheit der in den 70ern in dem Haus lebenden Familie. Beide Familien haben ungesunde Dynamiken, auch wenn sie sich auf den ersten Blick grundlegend voneinander unterscheiden. Die Geschichte in der Gegenwart spitzt sich langsam zu, während in der Vergangenheit erklärt wird, wie es überhaupt zu der Situation gekommen ist. Zum Ende hin wird klar, inwiefern die beiden Geschichten ineinander verwoben sind. Die meiste Zeit ist die Handlung zumindest einigermaßen spannend und es gibt die ein oder andere Wendung.
Die Spannung variiert in den einzelnen Abschnitten der Handlungen. Es gibt ein paar Nebenstränge, die man nicht gebraucht hätte, beispielsweise die Liebesgeschichte von Sohn Fynn. Hier wird ziemlich viel Zeit investiert, obwohl es am Ende keinen Zusammenhang mit der Haupthandlung gibt.
Größtes Problem von CASSANDRA ist die Plausibilität der Handlungen. Am harmlosesten ist dabei wahrscheinlich die Frage, weshalb die Familie das neue Haus kein Stück renoviert und die alten Möbel aus den 70ern einfach stehen lässt. Die wohl größte Unplausibilität ist, dass sich kein Mitglied der Familie wirklich versucht, gegen das durchgedrehte Smarthome zu wehren, wenn die KI beginnt, ihre wahren Ziele offen zu legen. Zumindest der Roboter sollte nicht zu schwer außer Gefecht zu setzen sein, denn immerhin ist die Technik etwa 50 Jahre alt. Da in die Richtung keine Versuche gezeigt werden, sitzt man zwischenzeitlich etwas verwundert vor dem Bildschirm.
Vor allem die letzte Folge lässt viele Fragen offen und offenbart Probleme im Drehbuch. Die Motivation der Charaktere ist zum Teil nicht nachvollziehbar und da hilft gekonnt inszenierte Atmosphäre auch nicht mehr.
Die Besetzung ist zum Teil schon durch diverse deutsche Produktionen getingelt und macht ihren Job okay. Allerdings wirken sie sehr deutsch und teils wie in einem Theaterstück – das übliche Problem mit Serien oder Filmen aus Deutschland. Allerdings sticht Lavinia Wilson, die Cassandra spielt, vor allem in der Handlung in der Vergangenheit, positiv heraus.
Zusammengefasst ist CASSANDRA eine Miniserie, die es schafft, eine überzeugende Atmosphäre zu schaffen und eine zumeist spannende Geschichte zu erzählen. Allerdings stellt sich die Produktion durch fehlende Plausibilität selbst ein Bein und kann so nicht vollends überzeugen.