DER GÄRTNER ist die neue spanische Serie auf Netflix. Nachdem zumindest der erste Teil von DER SCHACHT recht erfolgreich war, scheint Netflix mehr spanische Produktionen auf den Markt zu bringen. Mit dem Film verbindet die Serie nur ein Nebencharakter, gespielt von Iván Massagué, ansonsten handelt es sich bei der Mini-Serie mit sechs Episoden eher um ein Drama, gespickt mit etwas Krimi und Thriller.
Die Voraussetzungen mit der Emotionslosigkeit von Elmar erinnern ein wenig an DEXTER, aber schauen wir uns DER GÄRTNER einmal genauer an und entscheiden, ob es sich dabei um einen angemessenen Vergleich handelt.
Inhalt von DER GÄRTNER
Seit einem Unfall in früher Kindheit verspürt Elmer keinerlei Gefühle. Er lebt gemeinsam mit seiner Mutter auf einem Anwesen und betreibt eine Gärtnerei – zumindest hauptberuflich. Nebenberuflich ist er Auftragsmörder und beseitigt die Probleme anderer Leute. Das Problem für ihn ist das nächste Opfer, da sich durch Violeta alles ändert.
Resümee zu DER GÄRTNER
Wie bereits erwähnt, erinnern die Startbedingungen von der GÄRTNER an DEXTER. Junge Männer, die emotionslos durch das Leben gehen, Gefühle höchstens vortäuschen, einen Beruf übermäßig gut ausüben und nebenbei ein paar Leute umbringen. Allerdings hören da die Gemeinsamkeiten auch auf. Während Dexter ein astreiner Serienkiller aus Leidenschaft ist, befolgt Elmer eigentlich nur die Befehle seiner Mutter und sieht die Morde als notwendiges Übel. Wer sich bei der Miniserie also auf eine spanische Version von DEXTER gefreut hat, dürfte schwer enttäuscht werden. Es handelt sich vielmehr um eine Art Coming of Age, auch wenn Elmer im Prinzip dafür zu alt wirkt. Außerdem ist der Drama-Anteil in der spanischen Produktion hoch, was man bei den Voraussetzungen nicht unbedingt erwarten würde.
Die Geschichte von Elmer und seiner Mutter, denn das ist die Serie im Groben, setzt sich aus verschiedenen Handlungsträngen zusammen. Es gibt den aufkeimenden Konflikt zwischen Elmer und China, die Beziehung zwischen Elmer und Violeta und die Polizeiarbeit, die zu dem Verschwinden von Elmers letztem Opfer läuft. Die Erzählungen um Elmer direkt sind recht gut miteinander verwoben, die Polizeirecherchen laufen immer ein wenig nebenbei, und erst zum Schluss hin laufen alle Fäden zusammen. Das ist gut umgesetzt.
Allerdings gibt es trotz mehrerer Geschichten immer mal wieder langwierige Szenen. Vor allem bei den Recherchen bei der Polizei, die man eigentlich als spannend erwarten würde, kommt es immer wieder zu überflüssigen Szenen, wenn es um das Liebesleben von Torres und Carrera geht. Eventuell hätte man sich diese sparen und somit eine Folge weniger produzieren können.
Die Handlung an sich ist interessant genug, dass man die sechs Episoden bis zum Ende schaut, allerdings gibt es keine großen Überraschungen und zum Teil sind die Geschehnisse vorhersehbar. Die Charaktere sind nicht sonderlich ausgefeilt und im Grunde gibt es keine Person, zu der man eine größere Sympathie aufbauen könnte. Sie sind alle entweder platt – die Mutter von Elmer ist beispielsweise so dermaßen böse dargestellt, dass sie als böse Stiefmutter im Märchen auch richtig platziert wäre –, oder aber extrem ambivalent. Das führt dazu, dass man DER GÄRTNER mit einer gewissen Distanz anschaut und es eigentlich ein bisschen egal ist, was am Ende mit den Personen geschieht.
Gut gelungen ist jedoch das Visuelle. Die Serie ist schön anzusehen, die Schauplätze sind stimmig und die Landschaftsgärtnerei wirklich hübsch. Auch der Unschärfefilter wurde bei DER GÄRTNER nicht auf das Maximum aufgedreht, was eine angenehme Abwechslung ist.
Obwohl die Serie eine Freigabe ab 16 hat, gibt es nicht sonderlich viel Gewalt zu sehen: Das meiste findet im Off statt.
Zusammenfassend ist DER GÄRTNER eine zwar unterhaltsame Serie, die aber keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Statt eines spannenden Thrillers wird man hier von viel Drama mit einem kleinen Anteil von Krimi und Thriller erwartet. Wer auf der Suche nach ein paar Stunden Unterhaltung ist, wird die hier finden, aber viel mehr auch nicht.