Auch wenn nicht jede Literaturverfilmung zum Niederknien ist, so merkt man den meisten Filmen doch an, wenn eine Romanvorlage das Fundament bildet. Entweder weil die Figuren mehr Tiefe haben oder weil das Timing atypisch ist.
DARK HARVEST ist einer dieser Fälle.
Worum geht es in DARK HARVEST?
Einmal im Jahr findet in einer kleinen Stadt im Herzen Amerikas ein ungewöhnliches Ritual statt. Die jungen Männer begeben sich auf eine Jagd nach einem Monster namens Sawtooth Jack. Wer das Vogelscheuchen-artige Wesen tötet, wird geehrt und reich belohnt. Die Stadt ist danach für ein Jahr sicher. Doch das Unterfangen ist gefährlich.
Im Vorjahr war Richies Bruder Jim der Glückliche und reist seitdem in einer neuen Corvette umher.
Nun will Richie in dessen Fußstapfen treten, muss aber nicht nur gegen das Monster, sondern auch seine Eltern und die Mitbewerber kämpfen.
Der Roman stammt von Norman Partridge und ist Anfang der 1960er Jahre in den ländlichen USA angesiedelt, wo weite Maisfelder die Stadt umschließen. Das sorgt schon mal für wohlige, herbstliche Gruselatmosphäre.
Sawtooth Jack, der Cousin von Pumpkinhead
Nimmt man Optik, Stimmung, Location und Inhalt des Films zusammen, bewegt der sich zwischen DIE KINDER DES ZORNS, PUMPKINHEAD, JEEPERS CREEPERS und THE PURGE. Das muss schon mal nichts Schlechtes sein, sofern man die richtigen Elemente nimmt.
Damit das gelingt, wurde für DARK HARVEST als Regisseur David Slade engagiert.
Über Slade muss man wissen, dass er zwar einen der TWILIGHT-Filme umgesetzt hat, dafür aber auch starke Werke wie 30 DAYS OF NIGHT, HARD CANDY oder BLACK MIRROR: BANDERSNATCH.
Mit DARK HARVEST hat er wie schon angedeutet ein vergleichsweise sperriges Drehbuch umgesetzt, das wohl auch auf Zuschauer-Seite nicht jedem zusagen wird.
Das ist nicht Schuld der Geschichte oder Slades, wer sich als Beobachter aber ungerne abseits ausgetretener Pfade bewegt, wird hiermit womöglich nicht warm.
Gleichzeitig ist es aber nicht so, dass die Story sonderlich komplex wäre und Richies Antrieb seinem Bruder nachzueifern und dem Kleinstadtmief zu entkommen ist nachvollziehbar. Der jugendliche Übermut sich für maximale Belohnung in maximale Gefahr zu begeben, mag archaisch oder dumm anmuten, erinnert aber an jeden jungen Mann, der freiwillig in den Krieg zog oder einen gefährlichen Berg besteigen wollte.
Dass die Konsequenzen schrecklich sind, falls das Monster nicht besiegt ist, bis es sich seinen blutigen Weg zur Kirche bahnt, wird zwar angedeutet, mit Hintergründen hält sich DARK HARVEST ansonsten aber weitestgehend zurück. Auch warum die jungen Männer Masken tragen, wird nicht erläutert. Hier mag das Buch, das ich zu meiner Schande nicht kenne, womöglich mehr Aufschluss geben.
DARK HARVEST hat einen eigenen Rhythmus
Allerdings erzählt auch der Film genug, um ein paar Rückschlüsse zu ziehen, ohne jedes Detail vorzukauen.
Klar, im Zentrum des Geschehens steht die Jagd (auch wenn öfters nicht ganz klar ist, wer wen jagt), darüber hinaus, werden aber nicht nur Konflikte unter den Menschen aufgemacht, die in dieser Nacht auf der Straße sind, sondern auch abseits des Horrors Coming-of-Age, Tragik und sogar etwas Romantik eingebaut.
Manchmal geht das auf Kosten des Tempos, sodass in der zweiten Hälfte ein paar ruhige Passagen zum ungewöhnlichen Rhythmus beitragen. Negativer ausgedrückt: in diesen Passagen ist die Luft vorübergehend raus.
Symptomatisch für den ganzen Film ist vielleicht auch die Kreatur selbst.
Das Creature Design des Monsters ist eindeutig an den bekannten Pumpkinhead angelehnt, die Unterschiede liegen aber auch hier im Detail und sind schon im Prolog zu erkennen, wo Sawtooth Jack zwar ähnlich wie Pumpkinhead blutrünstig, aber vergleichbar mit einer Piñata mit Süßigkeiten (!) gefüllt ist und zudem ein weiteres dunkles Geheimnis enthält.
Fazit zu DARK HARVEST
Menschen, die bekannte Bestandteile mal neu zusammengesetzt sehen wollen, sei DARK HARVEST (auch nach Halloween) ans Herz gelegt.
Wer lieber auf Nummer sicher gehen will, sollte hingegen besser verzichten.
Inhaltsverzeichnis