Während die 80er als das Jahrzehnt der Actionfilme gelten, erschienen gerade in den letzten Jahren zahlreiche Werke, die nicht nur viel Bewegung, sondern auch perfekte Choreographie, viel Blut und ein gesundes Maß an „Drüber“ bieten.
HARDCORE, NOBODY, JOHN WICK, CRANK, THE RAID, GUNS AKIMBO oder UPGRADE sind einige Filme, die mit moderatem Budget ausgestattet waren, aber ordentlich Arsch traten und damit einen Gegenpol zu JAMES BOND und Marvel-Movies boten.
GUNPOWDER MILKSHAKE ist davon nicht weit entfernt.
Story:
Sam tritt in die Fußstapfen ihrer verschwundenen Mutter Scarlet und arbeitet als Auftragskillerin.
Doch eines Tages schießt sie versehentlich auf den falschen Mann und muss sich fortan nicht nur um dessen Tochter kümmern, sondern hat wird nun auch selbst von Berufsverbrechern gejagt.
Gut gegen böse = Frau gegen Mann
Man kann sich hinsichtlich der Story kurz fassen, denn viel Story ist nicht vorhanden.
Ja, da gibt es eine Mutter-Tochter-Geschichte und eine zweite Mutter-Ziehtochter-Geschichte, aber GUNPOWDER MILSHAKE nervt nicht mit tiefsinnigen Details, sondern hält das Tempo hoch.
Das geschieht nicht nur anständig brutal, sodass die FSK18-Einstufung vertretbar ist, sondern auch ideenreich (was macht beispielsweise eine Killerin, wenn beide Arme gelähmt sind?) und Humor.
Angesiedelt ist der Film in einer fiktiven Stadt, die eine gänzlich eigene Kultur zu haben schein.
Da gibt man beim Eintritt in ein Diner seine Schusswaffen ab und in der Welt der Gangster existiert ein ultrasteriles Krankenhaus, in dem sich ein Lachgas-süchtiger Arzt nur um jenes spezielle Klientel kümmert. Dafür neigen scheinbar biedere Bibliothekarinnen zum Tragen großkalibriger Knarren.
Apropos Damen: man kann GUNPOWDER MILKSHAKE anhand der Geschlechter recht leicht in Gut und Böse trennen und nette Herren findet man kaum im Film.
Solche Details können 2022 schnell aufgebauscht werden, aber machen wir mal kein Geschiss darum, denn egal, ob man da etwas hineininterpretieren will oder nicht, die Filmwelt kann ein paar weibliche Heldinnen gut gebrauchen.
GUNPOWDER MILKSHAKE ist nicht ganz JOHN WICK, dafür aber lustiger
Gespielt wird Sam von Karen Gillan (OCULUS), ihre Mutter von Lena Headey (GAME OF THRONES).
Carla Gugino (DAS SPIEL), Michelle Yeoh (BOSS LEVEL) und Angela Bassett (AVENGERS: ENDGAME) runden die brutale Damenriege ab.
Während GUNPOWDER MILKSHAKE eine französisch-amerikanisch-deutsche Produktion ist, führte mit Navot Papushado ein Israeli Regie, den man u.a. von BIG BAD WOLVES kennt. Gedreht wurde übrigens in Berlin.
Bemüht man nochmals den Vergleich mit den oben erwähnten Filmen, wird deutlich, dass die Macher von GUNPOWDER MILKSHAKE einige der Vorbilder sahen, aber trotz etwas größerem Budget (rund 40 Mio $) wirkt die Choreographie in verschiedenen Kampfszenen etwas nachlässig.
Die Ideen sind eindeutig da, die Umsetzung ist ok, oft auch gut, aber im direkten Vergleich schwächer als etwa in JOHN WICK, der sich als direkter Vergleich am ehesten anbietet.
Fazit: Am Ende bleibt ein anständiger, aber nicht großartiger Gewaltfilm mit Comicflair. Der Titel passt damit wie die Faust aufs Auge.