Auch wenn die Anspielung im Titel in Deutschland nur halb zündet, muss man kein Genie sein, um zu ahnen, dass sich LET THE WRONG ONE IN an LET THE RIGHT ONE IN anlehnt, was natürlich der internationale Titel von SO FINSTER DIE NACHT ist.
Damit wäre schon mal abgesteckt, dass wir es mit einem Vampirfilm zu tun haben, aber gibt es weitere Parallelen?
Wovon handelt LET THE WRONG ONE IN?
Bei seiner eigenen Familie ist Taugenichts Deco ohnehin nicht sehr beliebt, aber als er nach einer wilden Nacht mit seltsamen Bissspuren, fehlendem Spiegelbild und einer Abneigung gegen Knobi zurückkehrt, ist klar, dass er zum Vampir wurde.
Nun muss sein jüngerer Bruder Matt, ein einfacher Supermarktangestellter, entscheiden, ob er Deco helfen soll…oder es nicht besser ist, ihn zu pfählen.
Nach zwei Minuten ist klar: LET THE WRONG ONE IN ist nicht in einer Liga mit LET THE RIGHT ONE IN
Das klamaukige Cover deutet es bereits an: Nein, LET THE WRONG ONE IN hat trotz des Vampirthemas kaum Berührungspunkte zu SO FINSTER DIE NACHT. Dies ist kein finsteres Coming-of-Age-Märchen aus Schweden, sondern eine einfache Komödie aus Irland.
Das muss natürlich nichts Schlimmes sein und LET THE WRONG ONE IN geizt weder mit Gags noch mit Blut noch mit Action.
Allerdings fehlt es dem Film auch an einigen Fronten. Geld war ganz augenscheinlich nicht im Überfluss vorhanden, was sich verständlicherweise auf nahezu alle Bereiche auswirkt und nichts schreit „uns fehlte Kohle“ lauter als eine unausgegorene Beleuchtung. Die Schauspieler sind auch keine großen Mimen und die Kamera wackelt schon mal mehr als sie müsste.
Was in der Regel nichts kostet, sind aber gute Ideen, doch die „Hilfe, mein Bruder ist ein Vampir“-Sache wurde in THE LOST BOYS deutlich besser und damals frischer umgesetzt. Und trotz einer hohen Gag-Dichte fehlt oft das Timing, um den Humor auch zu entzünden.
Gute Amateure oder schlechte Profis?
Gleichwohl muss man sagen, dass die Figuren einigermaßen trottelig sympathisch wirken und offenbar ständig jemand am Set neues Kunstblut anrührte, dass sich im Laufe des Films über das Haus der Familie verteilt.
Die Location ist dann aber wieder ein Manko. Auch wenn im späteren Verlauf neue Orte aufgesucht werden, entsteht der Eindruck, dass zu lange in der beengten Wohnung der Familie gedreht wird. Dabei kommt es (im Rahmen der Möglichkeiten) immer wieder zu Action und Kämpfen, gefühlt wiederholen die sich aber und auch als ein Vampirjäger (FRIGHT NIGHT lässt grüßen) vorbeischaut, fehlt es an Aufbruchstimmung.
Auf die Vampirlogik wirft man besser auch keinen genaueren Blick, denn teils setzt Sonnenlicht den Blutsaugern zu, teils ist das eher unproblematisch. Im Spiegel ist Deco nicht zu sehen, beim Videocall aber schon.
Wäre da nicht Regisseur / Autor Conor McMahon, der mit dem ebenfalls funsplattrigen STITCHES lange vor dem TERRIFIER-Boom bewies, dass Clowns fies-lustig sind, könnte man LET THE WRONG ONE IN für einen gehobenen Amateurfilm halten.
Und das soll gar nicht abwertend gemeint sein, denn aller nötigen Kritik zum Trotz gibt es ödere Schinken als diesen und wenn man bewusst mit Abstrichen an die Sache herangeht, Trash-Anteile (Fledermaus mit Menschenkopf) richtig einordnet und LET THE WRONG ONE IN als reine Verneigung vor besseren Werken sieht, hat man am Ende doch noch einen durchschnittlichen Film (notfalls hilft vielleicht ein Gang zum Schnapsregal).