Teambuilding-Maßnahmen dienen meist nur denen, die sie veranstalten. Überbezahlte Guru-Coaches, drahtige Rafting-Trainer, philosophierende Sozialpädagogen, die dich dazu bringen, dass du dein Wochenende mit Hildegard aus der Buchhaltung verbringst.
Wie echtes Teambuilding geht, zeigte hingegen der britische SEVERANCE, auch wenn die Mitarbeiter nicht mehr alle zurückkehrten.
In die gleiche Kerbe schlägt nun der schwedische Horrorfilm THE CONFERENCE (oder im Original KONFERENSEN), der sogar auf einem Roman beruht.
Worum geht es in THE CONFERENCE?
Ein neues Einkaufszentrum soll gebaut werden und bis zur anstehenden Grundsteinlegung war es für die Mitarbeiter der Kommunalverwaltung ein weiter Weg. Um die ein oder andere Frage zu besprechen und die Kollegen aufeinander einzuschwören, wird das Team zu einem Wochenende am See eingeladen.
Doch dort kommen nicht nur interne Probleme auf den Tisch, es geht auch ein Mörder um.
Kennt man das nicht irgendwoher? Aber natürlich. In verschiedenen Varianten sogar hundertfach.
Je nachdem wie man das Ganze aufzieht, könnte daraus ein klassischer Krimi a la Agatha Christie oder ein hyperbrutaler Slasher werden.
Zwar habe ich versäumt die Romanvorlage von Mats Strandberg zu lesen und kann daher nicht sagen, ob der Autor seine Geschichte stilistisch ähnlich aufzog, aber darum soll es hier auch nicht gehen. Das, was Regisseur Patrik Eklund (für seinen Kurzfilm ISTÄLLET FÖR ABRAKADABRAAUS oscarnominiert) aus dem Buch gemacht hat, lässt sich jedenfalls am ehesten als Slasherkomödie bezeichnen.
Damit ist nichts verkehrt, man sollte nur keine grundlegenden Neuerungen erwarten. Was man hingegen sehr wohl erwarten darf, sind kreative Details.
Egal, ob es die übergroße und damit eigentlich völlig alberne Maske des Killers oder spaßige Morde sind, die man so noch nicht sah, THE CONFERENCE unterhält.
THE CONFERENCE erinnert an SEVERANCE
Der Film ist kein Hochglanzstreifen mit drallen Teens, sondern setzt auf die arbeitende Bevölkerung vom Jung-Yuppie bis zur Altersteilzeit. Statt Sommercamp gibt es 2-Sterne-Hotel in der tristen Nachsaison. Dieses skandinavische Understatement ist aber ausdrücklich als Plus zu verstehen, denn immerhin erspart es uns picklige Highschool-Zoten und „High five, Bro“-Sprüche.
Es lohnt, die erste Hälfte abzuwarten
Das bedeutet zwar nicht, dass jeder Gag ein Feuerwerk oder jeder Dialog eine Offenbarung wäre, zumindest muss man aber nicht entnervt die Augen verdrehen und auch die Entscheidungen und Entwicklungen der Figuren sind halbwegs nachvollziehbar.
Dass sich der Film nicht unbedingt an ein hyperaktives Tiktok-Publikum richtet, merkt man auch am vergleichsweise ruhigen Aufbau, der die gänzlich unterschiedlichen Personen vorstellt und etwas auf das besagte Einkaufszentrum eingeht, bei dem Korruption im Spiel ist.
Hier sei schon mal verraten, dass diese mit den folgenden Morden zusammenhängt, was aber wohl niemanden überrascht.
Hat man diese gemütliche Einleitungsphase hinter sich gebracht, stellt man fest, dass THE CONFERENCE in der zweiten Hälfte richtig Gas gibt, was sich auch beim Bodycount bemerkbar macht. Da zahlt sich die Geduld auch in anderer Hinsicht aus, denn mit dem ein oder anderen Kollegen fiebert man mit, während man anderen einen schmerzhaften Tod wünscht.
Schmerzhaft wird es in jedem Fall und technisch müssen sich die Kills auch nicht verstecken.
Zwar kann man sagen, dass THE CONFERENCE ein typischer Netflix-Film fürs breite Publikum, aber ohne viel Tiefgang ist und man vielleicht auch bei einer Romanvorlage facettenreichere Figuren erwartet hätte, aber das tut dem Spaß keinen Abbruch. Gerade wenn man bedenkt, wie stiefmütterlich Netflix Horrorfans in der jüngeren Vergangenheit behandelte, ist der Streifen eine positive Überraschung.
THE CONFERENCE ist kurzweilige Unterhaltung, blutige Kills und witzige Details. Und damit muss man sich auch vor dem großen Bruder SEVERANCE nicht verstecken.