Seit 1955 TARANTULA die Kinoleinwand für sich einnahm, hat die verbreitete Angst vor Spinnen auch in Hollywood Platz. Mit STING, aber auch mit dem auf Festivals zu sehenden INFECTED und dem Remake von ARACHNOPHOBIA, könnten die nächsten Monate das Jahr der Achtbeiner werden.
Wovon handelt STING?
Nachdem ein kleiner Meteorit die Erde trifft, schlüpft aus dem Gestein eine Spinne. Sie wird liebevoll von der 12jährigen Charlotte aufgenommen, die mit ihrer Familie in einem Apartmenthaus in Brooklyn lebt. Charlotte nennt das Tierchen Sting, füttert es und wundert sich, wie schnell es wächst.
Doch Sting wächst nicht nur rasant, sondern ist auch intelligent genug, um heimlich aus ihrem Glas zu entkommen, auf Beutezug zu gehen und dann zurückzukehren.
Die Spinne kommt hier also aus dem Weltall und der Film spielt in einem New Yorker Stadtteil, aber die Idee kommt aus Australien. Dort kennt man sich nicht nur mit giftigen Tieren aus, dorther kommt auch Kiah Roache-Taylor, der mit WYRMWOOD und WYRMWOOD: APOCALYPSE zwei spaßige Zombiestreifen drehte und nun Hauptverantwortlicher für diesen arachnoiden Horror ist.
Wer bereits das Vergnügen hatte, den französischen INFECTED zu sehen, wird ein paar Parallelen ausmachen, denn auch dort ist der Schauplatz ein Mehrfamilienhaus, STING setzt aber andere Akzente.
Eine Spinne mit IQ…genau was noch gefehlt hat
Schon durch den Besuch aus dem All ist ein gewisser Trashfaktor gegeben und auch in der Folge versucht Roache-Taylor nicht sonderlich ernstgenommen zu werden.
Stattdessen setzt er auf skurrile Charaktere, wie einen Wissenschaftler, der mit Fischen experimentiert, eine demente Großmutter und eine herrische Vermieterin.
Ebenfalls nicht zu vergessen ist ein familiärer Subplot, der wohl nicht für jeden Zuschauer relevant ist, aber genug Platz einnimmt, dass er eben auch hier einen Absatz erhält. Denn Charlottes Stiefvater ist der Hausmeister des Gebäudes, wäre aber lieber Vollzeitcomiczeichner.
Charlotte teilt seine Leidenschaft, arbeitet mit ihm an seinen Comics, hängt aber auch noch an ihrem leiblichen Vater, was im Laufe der Geschichte zu Konflikten führt.
Der Name Sting leitet sich übrigens nicht vom Musiker ab, sondern von dem Schwert, das z.B. Bilbo Beutlin in DER HOBBIT nutzt (auf deutsch: Stich). Das Wort bedeutet aber auch stechen bzw. Stachel.
Einen Stachel besitzen Spinnen zwar nicht, dafür aber Giftzähne und was die bewirken, zeigt uns der Film ausführlich an Mensch und Tier.
Trotzdem ist STING kein Film, der übertrieben auf Gore, Bodyhorror und Ekel setzt. Einiges wird nur angedeutet, anderes verschmilzt mit der Dunkelheit. Denn dies ist einer jener Filme, die wie z.B. SIEBEN in einer Umgebung spielen, in denen Lampen – egal wie viele Lampen – einen Raum nur geringfügig erhellen können.
Das sorgt für eine gewisse Atmosphäre (zumal draußen ein Schneesturm tobt), vermag gegebenenfalls auch technische Schwächen zu kaschieren, ist mitunter aber knifflig, wenn man doch mal genauer hinsehen will.
STING ist auch für leichte Arachnophobiker geeignet
Will man das nicht, weil schon der Anblick von Spinnen Schweißausbrüche auslöst, muss man (vermutlich) dennoch nicht verzichten, denn anders als bei INFESTED, wo man im Anschluss 2x hinschaut, ob sich der dunkle Schatten an der Wand gerade bewegt hat, ist hier gerade das Spinnchen am Anfang fast liebenswert und aufgrund seiner Intelligenz spannend zu beobachten.
Auch wenn, Sting, die Spinne, rasch Sympathiewerte verliert, der Film als Ganzes fällt in die Kategorie „gemütlicher Tiergrusel“. Da mit Charlotte auch eine kindliche Hauptfigur mitspielt, die nicht immer alles richtig macht, mit der man sich aber vielleicht genau deswegen identifizieren kann und die man mögen kann, macht der Film mehr richtig als falsch.
Übrigens verriet uns Regisseur Kiah Roache-Turner – selbst Stiefvater einer künstlerisch begabten Tochter – dass nicht nur seine eigene Angst vor Spinnen autobiografisch ist.
Fazit zu STING
STING ist mehr Entertainment als purer Spinnenterror. Dadurch vermittelt er – ohne bewusst einen auf retro zu machen – das Flair eines unterhaltsamen 80er Jahre Horrorfilms und damit ist selten was verkehrt.