Nachdem die Anthologie-Serie MONSTER von Ryan Murphy (AMERICAN HORROR STORY, RATCHED) bereits die Geschichten von Jeffrey Dahmer sowie den Brüdern Lyle und Erik Menendez erzählt hat, geht es in der dritten Staffel um den US-amerikanischen Mörder und Grabräuber Ed Gein. Als sein grausames Treiben Ende der 50er auffiel, war der Schock in der Gesellschaft sehr groß und so verwundert es nicht, dass seine Taten als Vorlage für diverse Horrorfilme dienten. In MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN wird näher auf PSYCHO, THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER eingegangen, im Fokus liegt aber jedoch Ed Gein und was ihn zu seinen Verbrechen gebracht hat.

Die Verbrechen von Ed Gein
Vielen dürfte Ed Gein ein Begriff sein, oder sie haben seinen Namen zumindest schon einmal in einem Film gehört. So wird der Name beispielsweise in DAS HAUS DER TAUSEND LEICHEN, DEXTER oder AMERICAN PSYCHO erwähnt. Gein ist berühmt-berüchtigt für seine Verwendung von menschlicher Haut als Bezug für Stühle oder Lampenschirme und hat sich ebenfalls aus menschlicher Haut einen Anzug und mehrere Masken genäht. In seinem Haus hat die Polizei etliche Leichenteile gefunden, wie abgeschnittene Nasen oder Vulven. Vor Gericht gestellt wurde er für zwei Morde und 15 Fälle von Leichendiebstahl. Allerdings wurde er aufgrund seines psychischen Zustandes, er war sehr wahrscheinlich schizophren, als nicht schuldfähig befunden und für den Rest seines Lebens in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Dort starb er 1984 an Lungenkrebs.
Umsetzung der Geschichte in MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN
Während sich die beiden vorherigen Staffeln mit einigen Ausnahmen doch recht nah an den wahren Ereignissen orientiert haben, wird die Geschichte um Ed Gein extrem ausgeschmückt. Das fängt mit der großen Vorliebe von Ed für Frauenunterwäsche an, die so nicht nachgewiesen werden kann, und endet mit komplett erfundenen Charakteren, die es in dem echten Leben von Gein nicht gegeben hat. Sicherlich macht es Sinn, teilweise karge Informationen etwas auszuschmücken, um eine Handlung etwas stimmiger zu gestalten, aber wenn eine Serie vorgibt, die wahre Geschichte einer realen Person zu erzählen, sollte man erwarten dürfen, dass nicht die Hälfte aus Fiktion und Spekulationen besteht.
Zum Ende der Staffel von MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN wird angedeutet, dass die Handlung aus der Sicht von Ed selbst erzählt wird und er einige (oder viele) Dinge und Situationen komplett in seiner ganz eigenen Realität erlebt. Aber diese Offenbarung kommt spät und wirkt ein wenig wie eine lieblose Erklärung, weshalb man aus eigentlich relativ wenig Geschichte eine Staffel mit knapp acht Stunden Laufzeit gebastelt hat.
Zugutehalten muss man MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN, dass es sich um eine äußerst professionelle und hochwertige Produktion handelt. Das Bild passt perfekt zu der Thematik und sieht dreckig und düster aus. Das Set von Geins Haus ist extrem gelungen, vor allem wenn die Polizei zur Durchsuchung vor Ort ist und eine Abscheulichkeit nach der nächsten findet. Hierbei wurde auch zu größten Teilen penibel auf wahrheitsgetreue Darstellung geachtet, wie man sie in den Berichten nachlesen kann. In dem Zusammenhang sind auch die Spezialeffekte zu erwähnen, die gut umgesetzt sind.
Die Besetzung ist zum größten Teil passend ausgesucht, vor allem Charlie Hunnam leistet gute Arbeit und kann Ed Gein sehr überzeugend und beunruhigend darstellen.

Es gibt immer wieder Szenen, in denen auf die Filme eingegangen wird, die sich Ed Gein als Inspiration ausgewählt haben. Vor allem Hitchcocks Verfilmung von PSYCHO wird hier ausführlich behandelt und nimmt beinahe eine gesamte Episode von MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN ein. Im Gesamtbild betrachtet machen diese Einschübe irgendwie Sinn, aber trotzdem kann man hier und da den Eindruck bekommen, dass man bloß auf genug Stoff für die geplanten acht Episoden kommen wollte.
Besonders irritierend sind die Einschübe um die deutsche Ilse Koch, die sich als Frau des Lagerkommandanten von dem Konzentrationslager in Buchenwald einen schrecklichen Ruf erarbeitet hat. Immer wieder gibt es Ausschnitte aus ihrem Leben, wie sie die Häftlinge misshandelt hat und wie sie später im Gefängnis sitzt. Wenn man sich sieht, bekommt man den Eindruck, dass Gein von dieser Frau besessen gewesen ist, was so allerdings nicht nachweisbar ist. Im Haus von Gein wurden Groschenhefte mit den Gräueln des Nationalsozialismus und auch im Speziellen von Ilse Koch gefunden, eine Besessenheit lässt sich daraus aber nicht herleiten.
Zusammengefasst ist MONSTER: DIE GESCHICHTE VON ED GEIN eine gut produzierte Serie, die allerdings wenig mit dem wahren Ed Gein zu tun hat. Die grundsätzlichen Fakten um seine Taten stimmen, allerdings wurde sehr viel extrem ausgeschmückt, so dass die Folgen zu großen Teilen reine Fiktion sind. Wer das von vornherein weiß und sich darauf einlassen möchte, kann an der Staffel seine Freude haben. Wer allerdings an reinen Fakten zu der Person Gein interessiert ist, wird enttäuscht werden.








