Wenn Netflix sich überhaupt noch die Mühe macht, Horrorfilme zu veröffentlichen, ist die Vorfreude meist verhalten. Zu oft fiel man auf vollmundige Versprechen des Streaming-Riesen herein.
Auch spanische Autoren, die insgesamt auffällig oft beweisen, dass sie wissen wie man ein Drehbuch schreibt, scheinen in Schockstarre zu verfallen, wenn sie ihre Arbeit bei Netflix einreichen müssen.
MORD, WIE ER IM BUCHE STEHT ist aber ein Horrorfilm, er stammt aus Spanien und er läuft auf Netflix.
Schauen wir mal, was das wird…
Worum handelt MORD, WIE ER IM BUCHE STEHT?
Ángela und ihre Freunde lieben Bücher und sie lieben Horror. Zudem ist Ángela Literaturstudentin und sogar bereits Autorin, die aber trotz ihrer jungen Jahre an einer Schreibblockade leidet.
Als sich der beliebte Professor Cruzado mit ihr unterhalten will, denkt sie sich zunächst nichts dabei, wird aber von ihm sexuell bedrängt.
Als die geschockte junge Frau ihren Freunden davon berichtet, beschließen diese Cruzado einen Denkzettel zu verpassen und verkleiden sich als „Killerclowns“, um ihn mal ordentlich zu erschrecken.
Das geht gewaltig schief und während die Freunde einen Pakt schließen, der ihr Geheimnis für immer bewahren soll, meldet sich bald ein Unbekannter bei ihnen, der einen nach dem anderen aus dem Weg räumen will.
Für Fans von…
Nein, ein Kunstgriff ist MORD, WIE ER IM BUCHE STEHT nicht geworden. Dafür sind nicht nur die Parallelen zu typischen Rache-Slashern a la FREITAG, DER 13 bis ICH WEISS WAS DU LETZTEN SOMMER GETAN HAST zu bekannt und die Meta-Ebene, hier acht Horror-Leser als potentielle Opfer einzusetzen, erinnert natürlich in gewisser Weise an SCREAM.
Positiv ausgedrückt könnte man also mit diesem Vergleich werben („Für Fans von…“), negativer formuliert fällt dem Film nicht viel Neues ein, aber sowas drucken Produzenten nicht gerne auf Cover.
MORD, WIE ER IM BUCHE STEHT unterhält. Nicht mehr, nicht weniger
Wenn man ehrlich ist, glänzte zuletzt aber auch SCREAM 6 nicht mehr durch smarte Referenzen und neuartige Story, sondern umständliches Mörderraten, Fanservice und hübsche Kills.
Nun mag man sagen, dass die SCREAM-Reihe bei sich selbst abkupfern darf, die Spanier sich aber gefälligst was Eigenes einfallen lassen müssen, das wäre jedoch albern.
Und so muss man das iberische umständliche Mörderraten (bei dem nahezu jeder mal in Verdacht gerät, bevor man eine hanebüchene Aufklärung liefert) nicht feiern, es bewegt sich aber auf Standard-Slasher-Niveau.
Die Figuren sind nicht unbedingt unsympathisch (da hat man in der Vergangenheit nun wirklich schon schlimmeres gesehen), aber so platt, dass der Killer sie jeweils mit einem einzigen Attribut beschreiben kann.
Die Morde sind hingegen ansehnlich blutig. Neue Maßstäbe oder Extravaganz findet sich nicht, aber unterhaltsames Sterben.
Und all das kann man sowohl für als auch gegen MORD, WIE ER IM BUCHE STEHT auslegen.
Man kann Logiklöcher der Größe Madrids bemängeln oder der Meinung sein, dass andere Slasher mit größerem Namen das schon schlimmer machten. Man kann sich an bekannte Filme erinnert fühlen und dabei Abklatsch schreien oder genau diese einfache und eindeutig von US-Vorbildern inspirierte Unterhaltung genießen.
Man könnte auch sagen, dass der Film eben wirkt wie ein typisches Netflix-Werk, das einen weltweiten Markt mit jeweiligen kulturellen Eigenarten so gleichmäßig bedienen soll, dass ihm jede Identität fehlt. Und das ist eindeutig der Fall.
Dies ist die Art Streifen, für die dumme Phrasen wie „für einmal sehen reichts“ geschaffen wurden.
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