Review: THE CROW (2024)

the crow filmkritik
BEWERTUNGEN:
Redaktion: 5.5

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4.8/10 (5)

Darsteller: Bill Skarsgård, FKA twigs, Danny Huston
Regie: Rupert Sanders
Drehbuch: Zach Baylin, William Josef Schneider
Länge: 111 min
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Veröffentlichung: 12. September 2024 (Kino)
FSK: ab 18

Wenn du einen Kultfilm wie THE CROW neu verfilmen willst, hast du es immer schwer die Mehrheit der Fans auf deine Seite zu ziehen. Grundsätzlich hast du drei Möglichkeiten:
1. Du kopierst den Originalfilm so gut es geht
2. Du gehst näher an die Comic-Vorlage
3. Du machst im Rahmen der Möglichkeiten dein eigenes Ding

Rupert Sanders, der Regisseur von THE CROW (2024), und seine Autoren haben sich für die dritte Möglichkeit entschieden. Das bedeutet natürlich, dass jeder der eine 1:1-Aufbereitung des 1994er-Films will, gar nicht weiterlesen und den Film auch nicht sehen muss.
Und auch die Comic-Fans müssen stark sein, denn der neue Film ist nicht näher an der Graphic Novel, sondern ist trotz einer Szene zu Beginn, die es bisher nur darin gab, deutlich weiter von der gezeichneten Variante entfernt.

Achtung: auch wenn wir natürlich niemandem den Spaß verderben wollen, werden wir in diesem Review etwas genauer auf die Story eingehen als üblich. Die Rahmenhandlung dürften die meisten ohnehin kennen, wer sich aber leicht gespoilert fühlt, ist hiermit gewarnt.

the crow bill skarsgard

Wovon handelt THE CROW (2024)?

Eric Draven ist ein junger Mann mit harter Kindheit. In einer Entzugsklinik lernt er Shelly kennen, die ebenfalls Patientin ist und von einem Kriminellen mit übernatürlichen Fähigkeiten verfolgt wird. Eric und Shelly verlieben sich und als Handlanger des Gangsters in der Klinik auftauchen flüchten sie gemeinsam.
Doch das Glück währt nicht lange, denn man findet und tötet das junge Paar.
Aber Eric wird zurückgesandt und erhält nicht nur die Chance Rache zu nehmen, sondern auch Shellys Seele zu retten.

Man merkt es schon, der Film startet nicht IN, sondern VOR der Beziehung und Shelly fürchtet die Rache des Verbrechers zu Recht, denn sie hat Wissen über dessen Taten und ihre Freundin wurde bereits ermordet. Außerdem ist Eric nicht mehr der einzige, mit „besonderen“ Fähigkeiten und er wird auch nicht nur von einer Krähe begleitet, sondern hat einen Führer in menschlicher Gestalt.

the crow review 2024
Die Graphic Novel war denkbar simpel, machte den Racheengel nur durch seine eigene Trauer angreifbar, der erste Film ließ Eric durch die Verwundbarkeit der Krähe schon auf mehr Widerstand stoßen, aber der neue Film fügt der einfachen Story einige Toppings hinzu.
(Hier findest du unseren Vergleich zwischen Comic und Film)

Dazu gehört am Rande auch, dass man das Paar in der Klinik in rosa Jogginganzügen sieht, was per se nicht schlimm wäre, aber auf einen Schlag mehr Farbe in den Film bringt, als das im kompletten 94er-Werk der Fall war.
Man hat den Eindruck, dass man sich durch solche kleinen Kniffs ganz bewusst abheben will. Deutlicher wird das aber mit Blick auf die Figuren, denn weder Bösewichte wie Fun Boy und T-Bird, noch positive Charaktere wie Sgt. Albrecht oder die kleine Sarah werden in diesem Film auftreten.

THE CROW 2024 zeigt mehr, aber nimmt weniger mit

Anders ist auch eine größere Härte, die Wunden und Einschüsse deutlicher zeigt; anders ist auch das Fehlen jener dunklen Poesie, die Brandon Lee oft von sich gab, aber hier größtenteils gestrichen wurde. Das mag man bewerten wie man möchte, aber bei aller Liebe zum „Original“, man darf diese Poesie auch Pathos oder gar Kitsch nennen.

Eric wird von Bill Skarsgård (ES) gespielt und der ist ein guter Schauspieler, was er auch hier beweist. Oberbösewicht Roegs Rolle übernimmt Danny Huston, der u.a. schon die Vampire in 30 DAYS OF NIGHT anführte und als Fiesling erneut überzeugt.

The-Crow rezension

Man kann also nicht behaupten, dass alles an dieser THE CROW Variante mies wäre und sich alleine auf ausgetretenen Pfaden bewegt, womöglich hätte man sich aber einen größeren Gefallen getan, eine auch nominell eigene Sache zu machen.
Der Film SAVAGED erinnert beispielsweise nicht nur aufgrund seiner übernatürlichen Rachestory entfernt an THE CROW, sondern auch recht konkret an das  Sequel-Comic  FLESH & BLOOD des Schöpfers James O’Barr. Er ist aber nun mal keine offizielle Verfilmung und entzieht sich damit der unmittelbaren Vergleichbarkeit.

Ein Film mit Problemen

Aber auch wenn man THE CROW (2024) als ganz eigene Sache betrachtet, hat er Probleme.
Das beginnt damit, dass die Romanze zwischen Eric und Shelly eher wie ein extended One Night Stand rüberkommt, vielleicht auch wie ein paar Schmetterlinge im Bauch, aber nicht wie eine tiefe Liebe, die den Tod überdauert.

Dass die Hälfte des Films um ist, bis Eric seine Rache beginnt, mag man wohlwollend als Slowburn auslegen. Aber die Story hat zu wenig Futter, um so lange herumzutrödeln und das eben auch, weil zwischen den Liebenden wenig Chemie vorhanden ist und die Love-Story nicht zündet. Man hätte in der Zeit auf das eingehen können, was Shelly eigentlich über Roeg weiß, aber dieses lebensbedrohliche Geheimnis scheint sie nicht zu stören.

The-Crow 2024 fka twigs

Auch in anderen Belangen ist THE CROW nicht konsequent oder kohärent. Dass die Locations vielseitig sind und von grüner Natur über die steril-futuristische Besserungsanstalt, urbanen Edellook bis zu siffigen Apartments reichen, kann man wiederum als abwechslungsreich deuten, das sorgt aber auch dafür, dass keine durchgängige Atmosphäre aufgebaut wird, sondern man den Eindruck hat, von Welt zu Welt zu springen.

Da will es dann auch nicht passen, dass Eric als abgewrackter Junkie in den Film einsteigt, andererseits in bestechender körperlicher Form ist, was auch von Bill Skarsgård selbst kritisiert wurde.

An Stellen wie diesen zeigt sich, dass neue Elemente nicht zu Ende gedacht wurden und greift man doch auf Bekanntes zurück, wie eine Szene der Graphic Novel, in der Eric ein Pferd sieht, das in Stacheldraht rennt, wirkt das aus dem Kontext gerissen.

Dass die meisten Figuren unsympathisch oder uninteressant sind, half noch keinem Film und hinter Skarsgård und Huston hat auch der Cast wenig im Angebot. FKA Twigs, die Shelly spielt, ist sicher nicht furchtbar, sie ist aber primär Musikerin und das merkt man.

Übrigens hat der ganze Film eine Optik, die an verschiedene Musikvideos der Künstlerin erinnert. Das mag Zufall sein, das mag daran liegen, dass Rupert Sanders früher auch Musikclips drehte.
Apropos Musik, der Soundtrack der ersten Verfilmung hat selbst Kultstatus und auch diesmal hat man eine ansprechende Compilation zusammengestellt. Die Songs, die von Joy Division (einer von J. O’Barr geschätzen Band) und Enya bis zu weitestgehend unbekannten Interpreten und Klassik reichen, fallen weniger gitarrenlastig aus als vor 30 Jahren, generieren aber durchaus Stimmung.

Fazit zu THE CROW

THE CROW 2024 tritt ein schweres Erbe an und alleine die Tatsache, dass er nicht die Geschichte um Brandon Lees Tod mitbringt, die bei aller Tragik einfach allzu gut passte, macht es ihm noch schwerer. Da der 1994er Film in den meisten Bereichen gut gealtert ist, spricht auch nicht für eine Neuverfilmung.

Daher wird es Leute geben, die den neuen THE CROW schon deswegen hassen, weil er existiert und sich über Gebühr an jedem Fehler reiben. Allerdings sind diese Fehler auch einfach vorhanden.

Dass die Macher nicht den sicheren Weg gingen, sondern nach Möglichkeit variieren, hat Lob verdient. Die Geschichte des langhaarigen Musikers aus den 90ern in einem verregneten Detroit gab es schon und sie sieht noch gut aus. Es war also richtig etwas Neues zu wagen. Nur leider ging dabei einiges schief und der Film entfernt sich nicht nur inhaltlich von seinen Ursprüngen, sondern lässt auch deren Spirit vermissen.
Daher bleibt dieser THE CROW trotz Qualitäten deutlich hinter der ersten Verfilmung zurück.

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